”CARA A CARA
- VON ANGESICHT ZU ANGESICHT”
- Zehn Jahre Luh in Argentinien -

im Saal 6 des „Centro Cultural Recoleta“, Buenos Aires, Argentinien, vom 22. 8. - 14. 9. 2003

Zehn Jahre ”Luh in Argentinien” sind 10 Jahre Bau und Erhalt der Kultur- und Kunstbrücke zwischen der sogenannten ‘Alten Welt’ und der ‘Neuen Welt’. 10 Jahre Denken, Träumen, Ideenfindung, Verwerfen, Infragestellen, Konzipieren, Entwickeln, Organisieren, Produzieren, Vorbereiten, Dokumentieren, Photographieren, Kontrollieren, Informieren, Verpacken, Transportieren, Verschiffen, Auspacken, Zuordnen, Aufbauen, Präsentieren, Veröffentlichen und vieles mehr.

Meine Arbeiten sind, auf Grund meiner deutschen und hessischen Herkunft, -meines Backgrounds -, immer auch Botschaften aus meiner Heimat, aus meinem Umfeld, an die neue unbekannte Umgebung. In der Fremde werden die Kunstobjekte zu meiner Sprache, mit der ich einen Kontakt zu den Anderen herstellen und Geborgenheit im Unbekannten finden will.

In den vergangenen 10 Jahren gab es 17 Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, in denen meine Arbeiten gezeigt wurden. Die unterschiedlichsten Projekte sind dabei entstanden, die vom argentinischen Publikum mit großem Interesse und mit freundschaftlicher Neugierde empfangen wurden.

”Von Angesicht zu Angesicht” ist eine Raum-Installation. An einer Wand des Ausstellungsraumes sind, in einer Länge von 20 m, querformatige Sperrholz-Platten installiert, daran angebracht sind schmale Sperrholz-Bretter (1,8 cm x 9 cm), die, im Abstand von 19 cm, wie Regalböden, übereinander angeordnet sind. Auf diesen Regalböden befinden sich 980 Kasperletheater-Puppenköpfe, nebeneinander und untereinander aufgereiht. In einer Ecke des Ausstellungsraumes ist ein CD-Abspielgerät mit Lautsprecherboxen versteckt.

Wenn der Besucher dieser Installation in den Raum tritt, wird er sich gewahr, das er sich zwischen hunderten von Köpfen befindet und hunderte Augenpaare auf ihn gerichtet sind. Von Angesicht zu Angesicht steht er, der einzige Beobachter in diesem Raum, plötzlich alleine einer großen Masse von Beobachtern gegenüber, die ihn alle scheinbar beobachten.

Der Besucher wird zum Objekt, die Objekte erhalten Leben. Jetzt nimmt er auch das ständige, schwach dröhnende, unverständliche Stimmengewirr wahr, das im Raum und somit auch um ihn ist (Lautsprecher).
Dann ist er Teil des Ganzen, ist Teil der Installation, ist Teil der Kunst, ist ein Kopf von vielen Köpfen.

An der gegenüberliegenden Wand des Saales befinden sich 12 großformatige, gerahmte Photoabbildungen und Photomontagen (je 70 x 100 cm) zum Thema.

An der Wand gegenüber dem Haupteingang des Ausstellungssaales ist nur eine Photoarbeit installiert. Es handelt sich hier um das vielschichtige Großphoto „CARA A CARA“ (300 x 300 cm, Farbphoto-Montage, aufgezogen auf 6 Holzplatten).

Der ”fünfte Raum” präsentiert meinen ”Intimbereich”, meinen, schon vor langer Zeit zum Kunstraum gewordene Bad- und WC-Raum.

Um diese Installation zu realisieren, habe ich meinen langjährigen Freund und Künstlerkollegen Tom S. Weitzmann um Hilfe gebeten. Er beschäftigt sich schon seit Jahren mit der virtuellen Realität. Er wird ein virtuelles Abbild vom ”Intimbereich” schaffen und seine Arbeit auf eine CD bannen. Diese ”Bildkonserve” wird dann, während der Ausstellung im ”fünften Raum” geöffnet und über Video-Beamer und Computer zum Leben erweckt.

Der Besucher des ”Fünften Raumes” erlebt, in Buenos Aires, Argentinien, den ”Intimbereich” in Kassel, Deutschland. Vielleicht können so Welten verschinden oder zumindestens unwichtig werden.

Tom S. Weitzmann sagt zu seiner Arbeit, die er ”blow up – der virtuelle raum” nennt: ”Der Grund für die Auseinandersetzung mit dem ”Intimbereich” liegt darin, dass die Umsetzung des Raumes in die virtuelle Realität dem Besucher mehr Einblick in die Realität erlaubt, als die Realität selbst.”



Zur Eröffnung von ”CARA A CARA” kamen 2.000 Gäste. Nach Informationen des Aufsichtspersonals des ”CCR” wurden an den Wochenenden jeweils zwischen 15.000 und 20.000 Menschen gezählt, die ”CARA A CARA” besucht und mit den Köpfen zumindestens Blickkontakt aufgenommen haben.

Die Besucher bezeichneten die Ausstellung als eine Sensation und waren begeistert.

Da ich jeden Tag der Ausstellung, vier Wochen lang, während der Öffnungszeiten, von 14.00 Uhr bis 20.00 Uhr, anwesend war, haben viele Besucher die Gelegenheit genutzt, mit mir ins Gespräch zu kommen, auf Spanisch, auf Englisch und auch, aber sehr selten, auf Deutsch.
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